Team im Meeting

Die Partizipationsfalle – wie das Mitwirkbedürfnis in ein lähmendes System münden kann

Start-ups starten mit kleinen Teams, sind agil und entscheiden schnell. So die weitläufige Annahme.
Die Gefahr: ein hohes Mitwirkbedürnis, die Garagenkultur und das damit verbundene Wir-Gefühl bergen ein hohes Potenzial, dass Entscheidungen in eine Patt-Situation münden.
Unabhängig von einem persönlichen Hintergrund am Teamgefühl festzuhalten bildet sich schleichend ein lähmendes System vollständiger Partizipation –
der unbedingten Mitwirkung aller in allen teamrelevanten Entscheidungsfällen – aus, wodurch das Team und somit die gesamte Geschäftsentwicklung ausgebremst wird.


Seit Anfang des Jahres begleite ich ein Start- bzw. Scale-up ins Wachstum: in die digitale Sichtbarkeit und in skalierbare Strukturen und Prozesse. Vom Flagship-Store in ein bundesweites Konzept. Ein kleines Team für eine große Aufgabe.

Auch ich dachte immer, Start-ups seien schnell – besonders aufgrund kleiner Teams, kleiner oder flacher Hierarchien, einem hohen Grad an Selbstorganisation und MacherInnen-Mentalität. 

Und dann das:

  • wir drehen Schleifen um Schleifen
  • keine Entscheidungen
  • kaum Fortschritte

Irgendwann war klar: Wir sitzen in der Partizipationsfalle! Was ist das?

Die Partizipationsfalle:

  • Das Mitwirkbedürfnis ist extrem hoch!
  • einzelne Teammitglieder können Ängste haben, dass ohne die eigene Mitwirkung Entscheidungen gefällt werden, die sie persönlich in negativer Weise betreffen.
  • Schließlich kann es dem jeweiligen persönlichen Verständnis von Teamarbeit entsprechen, dass alle an allen Entscheidungsfindungen beteiligt sein sollten.

Die Analyse:

Wo liegen die Ursachen? Wir sehen also, dass die Entscheidungsfindung gebremst werden kann durch:

  • Das individuelle Bedürfnis nach Mitwirkung,
  • Mangel an klaren Regeln für Entscheidungsfindung bei Abwesenheit einzelner
  • Fehlende Mechanismen zur Handhabung der Fertigstellung von (Teil-) Ergebnissen, deren endgültige Bewertung auch Geschmacksfragen unterliegt (wir erinnern uns: Es gibt noch keine etablierten Standards …),
  • keine hinreichende Klarheit bezüglich der Entscheidungsspielräume, die ein Team hat,
  • Mangelnde Erfahrung in der Entscheidungsfindung beim Betreten von i.d.R. unbekanntem Terrain 

 

Unabhängig von dem persönlichen Hintergrund bildet sich ein lähmendes System vollständiger Partizipation – der unbedingten Mitwirkung aller in allen teamrelevanten Entscheidungsfällen – aus, wodurch das Team und somit die gesamte Geschäftsentwicklung ausgebremst wird.

Angelika Ballosch

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Und nun? 

Werden sich die Teammitglieder einmal dieses Hemmnisses gewahr, so kann und sollte es thematisiert werden. Dort sah ich mich in der Verantwortung und habe eine Retrospektive als Reflexionsformat gewählt. 
Im nächsten Schritt werden Vereinbarungen getroffen, wie im Team Entscheidungen gefällt werden, insbesondere die unbedingte Bereitschaft zur Delegation auf gleicher Ebene (!)  muss festgelegt werden.

Klar ist: Start-Ups agieren unter hoher Unsicherheit. Es gibt keine oder kaum etablierte Prozesse und Erfolgswahrscheinlichkeit. Ein neues Produkt in einem dynamischen Marktumfeld:  Die meisten der Schritte, die gemacht werden, sind die ersten.

Wie kommt man nun zu Entscheidungen?

Das Team sollte sich darauf fokussieren, die “kleinstmögliche” Entscheidung zu fällen, die für den Augenblick den Arbeitsfortschritt sichert. Es ist in einer solchen, kontroversen Situation gut investierte Zeit, die Frage zu stellen, ob unter den aktuellen Rahmenbedingungen wirklich eine Grundsatzentscheidung oder vielleicht nur eine Tendenzentscheidung erforderlich ist.

Das Team muss die Konsequenzen einer möglichen Fehlentscheidung beleuchten und die gemeinsame Bereitschaft vereinbaren, diese zu tragen.

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